Hochstapelei
Über
Hochstapelei
1.Teil:
der Goldgräber
2.Teil:
der Taschendieb
3.
Teil der Hochstapler
Der
Goldgräber
Es
ist ein uralter Wunsch der Menschheit: ohne Mühe, in kurzer Zeit
reich
werden.
Der Räuber hat diesen auch, nur er setzt Gewalt ein, wird deswegen
verfolgt, oft erwischt und muss schwere Züchtigung gewärtigen.
Idealerweise
geht der Mensch seinen Weg, findet einen Goldklumpen und ist reich.
Das Thema wird im Märchen behandelt. Vor 150 Jahren ging die Mär,
ein
Mann hat am Ufer des Yukon einen Goldklumpen gefunden. Schon machten
sich tausende auf, zogen in die Nord-West-Territorien, um dort Gold
zu suchen.
Der
Klondike Effekt. Wir wissen, dass nur wenige Erfolg hatten, die
meisten sind arm geblieben und an Hunger, Krankheit und Erschöpfung
zugrunde gegangen. Das Risiko war zu hoch und man hat es nicht
genügend bedacht.
Man
muss die Sache schlauer (cleverer) angehen. Das macht der
Taschendieb.
Übrigens:
das Motiv des Goldgräbers wird bis heute ausgenutzt: im Glücksspiel
(illegal) und im Lottospiel (legal). Der Erfolg ist für den Spieler
ähnlich wie beim Goldgräber. Man kann auch das Spielgeld
modifizieren: statt eines Goldklumpens sucht der Mann sich eine
reiche Braut (es gibt entsprechende Kosenamen). Das Risiko zu
verlieren besteht zwar auch, kann aber durch viele Jahre Anstrengung
= Zuwendung minimiert werden.
Nein,
es geht ums Geld (=Gold), denn mit viel Geld kann man alles machen
und ist mächtig. Alles fing damit an, als der Mensch mit dem Handel
begann.
Der
Taschendieb
Der
Taschendieb denkt erst einmal nach: wo ist das Geld.
Natürlich
in der Geldbörse, fast jeder trägt sie mit sich herum.
Wenn
mir beim flanieren jemand entgegenkommt, kommt mir das Geld entgegen,
wenn mir viele entgegenkommen, kommt mir viel Geld entgegen.
Also
geht der Taschendieb an Plätze, wo viele Menschen sind: Bahnhöfe,
Kaufhäuser, Messen etc. Das Risiko wird minimiert durch Schulung.
Es
wird eine kleine Compagnie gegründet. Man hat zwei Mitarbeiter, die
Kumpane. Der eine hält die Augen offen und beobachtet, wohin die Oma
nach dem Bezahlen im Kaufhaus oder an der Würstchenbude die
Geldbörse steckt.
Man
nennt das „ausbaldowern“, das ist aus dem Rotwelsch, wir bewegen
uns im kriminellen Milieu. Seine Beobachtung teilt er dem
eigentlichen Täter mit und dieser zieht buchstäblich der Oma das
Geld aus der Tasche. Schnell steckt er es dem dritten zu, der mit der
Geldbörse in der Menge verschwindet.
Nach
mehreren Zügen dieser Art ist man möglicherweise reich. Das Risiko
ist eher klein: keine Gewalt=keine Spuren, der Späher wird als
solcher nicht erkannt=keine Zeugen, dem Zieher kann man mangels
Beweisen nichts nachweisen: das Corpus delicti fehlt. Und der
Entsorger mit der Börse ist über alle Berge.
Dieses
erfolgreiche kleine Unternehmen basiert auf einer Absprache unter den
Teilnehmenden. Diese muss natürlich geheim bleiben. Man könnte von
einem kleinen Geheimbund sprechen.
Anmerkung:
im Englischen bezeichnet das Wort „collusion“ einen solchen Bund.
Das lateinische Wort heißt „Zusammenspiel“. In den Medien wird
es mit „Verschwörung(s-theorie)“ übersetzt.
Ich
nenne das Kleinunternehmen jetzt eine Zelle. Eine erfolgreiche Zelle.
Warum soll man viele Zellen nicht vereinen, also einen Organismus
begründen?
Im
wirtschaftsdeutsch: einen Konzern gründen.
Das
wird ja gemacht: Der CEO heißt Chef
Der Chef ist am wenigsten kriminell.
Der
Hochstapler
Er
arbeitet nicht, nicht in einem Konzern, er ist eine Ich-AG.
Vom
Goldgräber hat er den Wunsch reich zu werden und die
Spieler-Mentalität.
Er
fragt sich, wie der Taschendieb: wo ist das Geld, das ganz große
Geld.
Natürlich
bei den Reichen und Schönen. Sie tragen es nicht mit sich herum,
dazu ist es viel zu viel, es lagert in Tresoren oder es sind Zahlen
auf diversen Konten.
Er
muss die Geldprotze dazu bringen, ihm das Geld freiwillig zu geben.
(damit
er es in der Karibik, dort ist seine Villa und seine Jacht,
verprassen kann, denn er ist ein Spieler)
Er
muss in Ihre Kreise eindringen (s.o. collusion).
Dazu
gehört die passende Kleidung, also Abendanzug/Frack, natürlich aus
feinstem Zwirn und austaffiert mit ein paar Orden. Wenn die anderen
diese auch tragen, kann man das toppen mit dem großen Stern oder den
Halsorden oder dem Schulterband (Schärpe). Keiner wird Verdacht
schöpfen, dass die Orden nicht echt sind, wenn man sich als “Prinz
von Anhalt“ vorstellt. Orden und Titel kann man kaufen. Bei weniger
hochkarätigen Veranstaltungen, es werden kein Orden getragen, genügt
der Titel „Professor“.
Jetzt
muss man den Leuten suggerieren, dass man reich ist. Im Gespräch
gibt man vor, sehr gebildet zu sein, dazu hat man am Vorabend ein
schlaues Buch gelesen, dessen Inhalt zum Gesprächsthema gemacht
wird. (die Gesellschaft wird nicht herausfinden, dass es das einzige
schlaue Buch ist, die Zeit ist dafür zu kurz und der spannende
Erzähler wird auch nicht mehr so schnell wieder auftauchen.)
Nachdem
man sich interessant gemacht hat und einiges Vertrauen gewonnen hat,
lässt man durchblicken, dass man der Chef eines sehr erfolgreichen
Unternehmens ist, eines Start Up´s (denn das kennt sowieso kein
Mensch).
Geldprotze
sind selber geldgierig. Man wird den Hochstapler fragen, ob man nicht
einsteigen kann: gibt es Anteilscheine/Aktien?
Der
nächste Bluff geht so:
nein,
er sei alleiniger Inhaber der Firma (was die anderen nicht glauben,
sie wissen, wie man Geld macht).
Ein
besonders „schlauer“ sucht das Büro des H. Auf (die Adresse hat
ihm H. Mitgeteilt, Infrastruktur braucht auch ein Betrüger)
Dort
trifft er auf eine „Sekretärin“, die ihm nach einigem Geplänkel
sagt:
wir
haben Wertpapiere, Optionsscheine, möchten sie welche haben?
Das
Ambiente ist vom feinsten, das muss mit rechten Dingen zugehen.
Der
Protz kauft ein Bündel Scheine und bezahlt umgehend per Überweisung.
Er
glaubt einen dollen Coup gelandet zu haben und erzählt stolz wie
Bolle im Club von seinem „Erfolg“. Seine Kumpels sagen nichts,
sondern machen sich umgehend einer nach dem anderen auf den Weg ins
Hochstapler Büro.
Der
Umsatz läuft prächtig.
In
ein paar Tagen ist die Ich-AG reich, sehr reich und verschwindet.
Summa
Der
Hochstapler erfüllt sich einen Wunsch und ist risikobereit. Seine
Methode ist sehr raffiniert = fein ausgearbeitet. Er ist clever,
passt sich gut an und kann sich in schwierigen Situationen für
einige Zeit unauffällig bewegen. Er beherrscht das militärische
Prinzip „Tarnen und Täuschen“ perfekt. Er ist skrupellos (cool).
Es gibt eine Unzahl von Hochstaplern kleine und ganz große.
Große
waren früher König heute sind es Diktatoren. Diese Leute werden
nicht bestraft, höchstens gestürzt. Wo kein Kläger, auch kein
Richter.
Hochstapler
leben von der Dummheit ihrer Mitbürger.
Eine
medizinische Diagnose gibt es für die Hochstapelei nicht. In jedem
steckt ein potentieller Bluffer. Dieses Fehlverhalten ist sozusagen
„normal“.
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